Archiv des Bistums Augsburg lud zum Tag der offenen Tür

Das Gedächtnis der Diözese

AUGSBURG – „Türen auf“, hieß es beim bundesweiten Tag der Archive, an dem sich erstmals auch das Archiv des Bistums Augsburg beteiligte. Führungen gaben Einblicke in die Vielfalt des Archivwesens und griffen das Motto dieses Jahres auf: „Essen und Trinken“.

„Das Archiv bildet nicht nur das Gedächtnis der Diözese ab, sondern ist mit seinen vielfältigen Dienstleistungen auch ein wichtiger Ort, der über 1200 Jahre Bistumsgeschichte bewahrt, Fragestellungen der Gegenwart aufgreift und Zukunft mitgestaltet“, betonte der Leiter des Archivs des Bistums Augsburg, Markus Seemann. 

Das Bistumsarchiv gliedert sich in zwei große Aufgabengebiete: zum einen in die Verwaltung mit öffentlichem Bereich und Lesesaal im Neubau und zum anderen in das Magazin, das sich in der umgebauten Kirche St. Josef im Augsburger Stadtteil Oberhausen befindet. Auf über fünf Ebenen, die nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind, werden dort die Akten des Bischöflichen Ordinariats, der Dekanate und der Pfarreien des Bistums Augsburg, Protokoll-, Amts- und Rechnungsbücher sowie Teilbestände von Stiften und Klöstern aufbewahrt und konserviert. Ein besonderer Schatz des Archivs ist eine Benediktiner-
regel aus dem neunten Jahrhundert, die dem Kloster St. Mang in Füssen gehörte. In der dritten Etage des Magazins sind in riesigen Regalen die Matrikelbücher aus den Pfarreien der Diözese Augsburg von Jahrhunderten untergebracht, allesamt wertvolle Unikate der „seelsorglichen Buchhaltung“. 

Taufen, Trauungen und Beerdigungen wurden festgehalten, so am 14. November 1719 die Taufe von Johann Georg Leopold Mozart, dem Vater des weltberühmten Komponisten Wolfgang Amadeus. Den Eintrag zeigte Nicole Finkl, die Stellvertretende Archivleiterin, der interessierten Gruppe. Auch der einstige Premierminister von Großbritannien, Boris Johnson, hat über seine deutschen Vorfahren in einem Matrikelbuch des Augsburger Bistumsarchivs geforscht.

Das Archivtag-Motto „Essen und Trinken“ griff Domkapitular Thomas Groll anlässlich des Ulrichs-
Jubiläumsjahrs in seinem Vortrag „Milch, Mehl, Matjes, Minne – wie sich der heilige Ulrich verpflegte“ auf. Die Zuhörer wurden vom Bistumshistoriker durch das Leben des Heiligen geführt und erfuhren dabei viel Unterhaltsames, etwa, dass Ulrich womöglich eine Abneigung gegen Kuhmilch hatte.

Auch eine kleine Ausstellung hatten die Mitarbeiter des Archivs vorbereitet. An der Vitrine „Ernte und Erntedank“ erfuhr der Besucher, wie viel Getreide einst an die Pfarrer im Dekanat Günzburg geliefert wurde und dass die Kirchenzeitung vom 12. Oktober 1952 mit der Titelgeschichte „Dank sei dem Herrn der Ernte“ das Fest ankündigte. In einer Fastenverordnungen vom 5. Februar 1763 hieß es, dass „der Leib inner Zeit 24 Stunden nur einmal zur mäßigen Genüge gespeiset“ werden solle. 

Lebensmittelscheine aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und Berechtigungsmarken aus dem Jahr 1952 für eine Caritas-Armenspeisung gab es zu entdecken. Die Besucher erfuhren auch, dass 1946 als Messwein der „Gaubickelheimer Frohngewann“ je Liter zu 4,50 RM gefragt war. Die Frauenklöster des Bistums hatten mit der Herstellung von Hostien alle Hände voll zu tun. Besonders fleißig waren die Franziska-
nerinnen von Maria Stern in Augsburg. Sie brauchten für die Hostien an die 300 Pfund Mehl monatlich oder 36 Zentner im Jahr. 

Ingrid Paulus

16.03.2024 - Bistum Augsburg